Gesang eines Vogels in der Tierversuchsanstalt:
Wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flüglein hätt, flög ich zu Dir.
Weils aber nicht kann sein, weils aber nicht kann sein, bleib ich allhier.
larissa-laura - 11. Jul, 21:33
Ich glaube nicht, und hiermit schließe ich mich der Meinung von
Dietmar von der Pfordten an, dass der Mensch gänzlich ohne die Tiernutzung auskommen kann. Der Mensch sollte sich nur darüber im Klaren sein, was er tut. Das heißt, für welches Leid er durch sein Handeln verantwortlich ist und wie er dieses Leid mit allen Mitteln verringern kann. Ein Mensch, der sich von Fleisch ernährt, sollte es über das Herz bringen können, ein Tier eigenhändig zu schlachten. Gleichfalls sollte derjenige, der einen Rhesusaffen für seine Versuche in der Grundlagenforschung "verwendet", diesen Affen auch selbst umbringen können, denn das ist das gewöhnliche Ende eines Versuchstieres.
Wer mit diesem Bewusstsein der Verantwortung für ein Lebewesen lebt, degradiert Tiere nicht zu bloßen Maschinen.
Je mehr der Mensch andere Menschen und nichtmenschliche Lebewesen manipuliert und ihre Strebungen in seinem Interesse verändert, desto stärker nähert er sein Tun der Herstellung einer Maschine an, desto weiter drückt er andere Lebewesen von ethisch belangvollen Entitäten zu ethisch belanglosen Maschinen herab1
(1 von der Pfordten, Dietmar: Klonierung als Manipulation. Auf dem Weg zur biologischen Maschine und zur instrumentalisierten Welt. In: Hello Dolly? Über das Klonen. Hrsg. Ach, Johann u.a. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998.)
larissa-laura - 5. Jul, 15:22
Dadurch, dass Kant die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit unserer Erkenntnis stellt und zu dem Schluss kommt, dass alle Wahrheit im Grunde vom Menschen selbst bestimmt wird und es keine allgemeine, oder göttliche Wahrheit außerhalb des menschlichen Verstandes gibt, wirft Kant den Menschen auf den Menschen selbst zurück. Dadurch ist auch ein Satz möglich, wie: "Nach der bloßen Vernunft zu urteilen hat der Mensch sonst keine Pflicht, als bloß gegen den Menschen (sich selbst und anderen)".
Solch ein Denken, das den Menschen in den Mittelpunkt rückt, ist eine theoretische Grundlage für unseren herkömmlichen Umgang mit Tieren und anderen Lebewesen. Im Folgenden greife ich weitere Textstellen Kants bezüglich der Tier-Mensch Beziehung auf.
"In Ansehung des Schönen obgleich Leblosen in der Natur ist ein Hang zum bloßen Zerstören der Pflicht des Menschen gegen sich selbst zuwider; weil es dasjenige Gefühl im Menschen schwächt oder vertilgt, was zwar nicht für sich allein schon moralisch ist, aber doch diejenige Stimmung der Sinnlichkeit, welche Moralität sehr befördert, wenigstens dazu vorbereitet, nämlich etwas auch ohne Absicht aus Nutzen zu lieben (Z. B. die schöne Kristalisationen, das unbeschreiblich Schöne des Gewächsreichs).
In Ansehung des lebenden, obgleich vernunftlosen Teils der Geschöpfe ist die Pflicht der Enthaltung von gewaltsamer und zugleich grausamer Behandlung der Tiere der Pflicht des Menschen gegen sich selbst weit inniglicher entgegengesetzt, weil dadurch das Mitgefühl an ihrem Leiden im Menschen abgestumpft und dadurch eine der Moralität im Verhältnis zu anderen Menschen, sehr diensame natürliche Anlage geschwächt und nach und nach ausgetilgt wird; obgleich ihre behende (ohne Qual verrichtete) Tötung, oder auch ihre, nur nicht bis über Vermögen angestrengte, Arbeit (dergleichen auch wohl Menschen sich gefallen lassen müssen) unter die Befugnisse des Menschen gehören, da hingegen die martervollen physischen Versuche, zum bloßen Behuf der Spekulation, wenn auch ohne sie der Zweck erreicht werden könnte, zu verabscheuen sind.
- Selbst Dankbarkeit für lang geleistete Dienste eines alten Pferdes oder Hundes (gleich als ob sie Hausgenossen wären) gehört indirekt zur Pflicht des Menschen, nämlich in Ansehung dieser Tiere, direkt aber betrachtet ist sie immer nur Pflicht des Menschen gegen sich selbst
(Metaphysik der Sitten, Tugendlehre, § 17, A 107, 108)
larissa-laura - 1. Jul, 18:13